Montag, Oktober 29, 2007

R.I.P. Porter Wagoner


(Foto: Pressefoto, Quelle: http://www.porterwagoner.com/photo31.html)

Er kam aus den Ozark Mountains. Seine Karriere begann in den 50er Jahren. Sein erster Hit - allerdings nicht von ihm geschrieben - war "A Satisfied Mind", das auch Johnny Cash, Bob Dylan und Jeff Buckley sangen. In den 60ern arbeitete er mit der jungen Dolly Parton. Sie wurde durch ihn bekannt und war ihm irgendwann entwachsen. In den 70ern schrieb er solch Kleinode wie The Rubber Room, über den Insassen einer, ja, Gummizelle - aus der Perspektive des Betroffenen.

1974 trennte sich Parton von ihm. 1979 schleppte er James Brown in die Grand Ole Opry. Der Mann mit der Liebe zu Nudie Suits wurde - auch wenn er mehrere Fernsehshows machte - , über die Jahre unmodern und flog 1981 von seinem Label RCA und auch seine landesweite Fernsehshow, die er seit 1960 innehatte und die entscheidend zur Popularisierung und Imagebildung nicht nur seiner Person, sondern des Country allgemein beitrug, wurde abgesetzt.

2002 wurde er in die Country Hall of Fame aufgenommen.

2007 erschien die von Marty Stuart produzierte CD "Wagonmaster" auf dem Indielabel ANTI, die ihn einen jungen, rockorientierten Publikum nahe bringen sollte. Was schwieriger war als bei Johnny Cash, weil er einfach die Personifizierung des klassischen Hillbilly-Country war. Cash schrieb für ihn ist "Committed to Parkview", in der er über eine Entzugsklinik schreibt, in der er, Cash und auch andere Countrystars Patienten waren. Wagoner war bis in die letzten Jahre aktiv, ging auf Tour und spielte in der Grand Ole Opry, deren graue Eminenz er seit dem Tod von Roy Acuff war. Im Sommer eröffnete er die New Yorker Konzerte der White Stripes.

Er starb an Lungenkrebs.

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Mittwoch, Oktober 24, 2007

Hypt sie!


Lektion gelernt – John Peel und ich (Foto: Kai Bempreiksz)

Ich habe mich schon immer für Musik interessiert, nachts zwischen Samstag und Sonntag im dunklen Wohnzimmer meiner Mutter – für die Musik ein störendes Geräusch war - gesessen und mir Alan Bangs und John Peel auf BFBS angehört. Dort gab es ein gutes Aufnahmegerät – in meinem Zimmer, was der Klassiker gewesen wäre, nur einen billigen Babett- Kassettenrecorder. Und ab 12 oder so war ich ungestört und meine Mutter hat es als jugendliche Grille abgetan.

Aber die richtige Hammerlektion, quasi im Schnelldurchlauf, habe ich Anfang der 90er bekommen, von einem merkwürdigen, leider komplett selbstbezogenen Kumpel, der nur in der Musik lebte. Eine Minute Captain Beefheart, zack nächste CD eine Minute Martin Danny, zack nächste CD eine Minute Nikki Sudden. Den Typ habe ich irgendwann in die Tonne getreten, nachdem er eingeschnappt war, dass ich ihn – schwerkrank – nicht unterhalten habe, anstatt dass er mir Tee und Essen macht.

Aber die Lektion saß, nach einigen Jahren ordnete sich alles – mehr oder weniger. Ja, selbst John Peel klagte, dass man einfach den ganzen neuen Veröffentlichungen heutzutage nicht mehr folgen kann. So ein bisschen wie bei Jan – dem alten Kumpel – im Wohnzimmer fühle ich mich bei „hypem.com“, dem schlechten, aber immerhin noch in einer Grauzone funktionierenden Ersatz für das großartige „Audiogalaxy“, das ich leider erst kurz vor seiner Schließung 2002 oder so entdeckt habe. Man schaut in die Plattensammlungen fremder Musikfans in der ganzen Welt – und ist überwältigt, wie viel unfassbar große Musik es gibt.

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Dienstag, Oktober 23, 2007

Talisman of Your Own Existence

Greil Marcus schrieb einmal, dass sich zu Beginn der Plattenaufnahmen die Leute von Land ihre Country-, "Race"- oder Filkmusik im Drugstore gekauft hätten, um sich ihrer Existenz zu vergewissern, als "Talisman of their own existence", auch der Existenz einer verschwindenen Welt im Zeitalter der Industrialisierung.



Gestern war ich bei einem Instore-Gig bei Mint-Music. Da hat mich von einem Aufsteller Robert Wyatt angegrinst. Heute hatte ich das dringende Gefühl, ich muss mir diesen blöden Buttton kaufen. Glaube ich der erste in meinem Leben.

Aber dieser Wyatt ist so ein grunsdsympathischer Bursche - ich kenne ihn natürlich nicht persönlich, kenne auch seine Musik kaum, und habe ihn auch noch nie live gesehen oder gar interviewt (würde ich allerdings gern). Aber alles was ich über ihn - und vor allem von ihm - bisher gelesen habe, hat irgendwie mein Herz erwärmt und ein Grinsen auf mein Gesicht gelegt. Klingt pathetisch, aber man soll zu seinen Gefühlen stehen ;)...Und wie, als ob der Tag gut zu mir sein wollte, bekam ich den Button von den lieben Jungs im Laden auch noch geschenkt, weil das offenbar irgendein Promotionkrams für das neue Album "Comic Opera" war.

Und jetzt ist das mein Talisman dafür, dass es auf der Welt auch noch entspannte, intelligente und im besten Sinne des Wortes coole Leute gibt, die den krassesten Lebenssituationen auch noch einen - mitunter derben, aber sehr menschlichen - Humor an den Tag legen können, und die ganzen armen Licher, die sich und anderen das Leben schwer machen - die Verkrampften, die Arschkriecher und Taktierer, deren Handeln vor allem durch Angst bestimmt wird - mit einem Lächeln in der Pfeife rauchen.


(Foto: Wikipedia / Helena Dornellas)

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Sonntag, Oktober 21, 2007

Lucky Dube



(Foto: Wikipedia)

Ich habe ein kleines Porträt des am letzten Donnerstag erschossenen südafrikanischen Reggaestars Luckzusammengestellt, das ihr hier hören könnt. Mein Kollege Christian Mercker hat vor fünf Jahren ein sehr interesantes Interview mit ihm gemacht, das ich in Ausschnitten verwenden durfte.

Ich wußte zum Beispiel nicht, dass Reggae in Südafrika in den 80er Jahren quasi verboten war - er hat sich seine Peter-Tosh-Platten immer im nahegelegenen Swasiland besorgt oder über Mittelsmänner unter dem Ladentisch bekommen. Kam mir aus dem Osten bekannt vor. Zudem wies er nochmal darauf hin, dass Dreadlocks und Ganja keine Erfindung der Rastafaris sind, sondern vor der Einführung von Kämmen und Tabak in Afrika die normale Frisur der Leute war bzw. das normale Rauchzeug.

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Mittwoch, Oktober 17, 2007

Live!

Jetzt bin ich im hohen Alter zum ersten mal in meinem Leben einer Band hinterhergereist - Bremen (Schwankhalle), Hannover (Kulturpalast) und Berlin (Haus der Kulturen der Welt). Hat sich eher zufällig ergeben, aber war ein schöner Zufall. Jeffrey Lewis und seine Band waren schlau, unterhaltsam und liebenswürdig - so sollte es sein. Und sie waren ein Stück New York auf zwei Beinen (jeweils), das auch in den Konzerten ausstrahlte. Von Bremen, wo die Band gemeinsam mit Turner Cody und Herman Dune auftrat, habe ich schon ein paar Bilder online gestellt (hier, und hier habe ich etwas dazu geschrieben). Ein Bericht zu Berlin hier. Aber da kommt noch mehr, schöne Interviewausschnitte und wenn ich es schaffe ein Text zu Berlin, wo es auch um einen merkwürdigen Professor Louie gehen wird, Jeff's Onkel.


Professor Louie

In Berlin habe ich mir dann auch noch Antifolker Ish Marquez angeschaut. Auch ein lieber Typ und seine frühen Sachen sind sehr genial. Aber die mag er jetzt nicht mehr und macht midtempo Rock. Not my cup of tea. Und auch Teil zwei des Abends, Bob Neuwirth, der vor allem von seiner Zeit mit Dylan in den 60ern zehrt, war nett, aber schlaftablettig.


Ish Marquez früher

Und um den Konzertmaraton zu beenden habe ich mir m Montag Chuck Prophet angeschaut, in der Bluesgarage in Isernhagen. Prophet fand ich ja, als ich ihn hier im Labor vor sechs Jahren oder so gesehen habe, als Person und musikalisch grauenvoll. Auch mit Green on Red kann ich bis auf ein paar große Songs (um genau zu sein einer: Gravity Talks) nichts anfangen. Aber Prophets neues Album Soap and Water fand ich ganz gelungen, und er war auch angenehmer als ich ihn in Erinnerung hatte, um nicht zu sagen sehr nett. Ein spontanes Interview hier, ohne Anspruch auf Tiefgründigkeit.


Chuck Prophet jetzt

Übrigens ein merkwürdiges Volk in dem sehr liebevoll ausgebauten Club im Isernhagener Industriegebiet: Meist ältere, ländlich aussehende Herren (im Zweifelsfall in passender weiblicher Begleitung). Und alle scheinen davon besessen zu sein, ihre kleinen, billigen Knipskameras ausprobieren zu wollen ("Ich experimentiere noch."). In Berlin waren es wenigstens noch Handys, die in dem Bewußtsein, dass es eh nicht so doll wird zwei dreimal draufgehalten wurden als Erinnerung und gut wars. Weil es echt genervt hat mit der ständigen Blitzerei und man genau ahnte, das die Bilder eh nichts werden, habe ich mir ja bösartiger Weise mal von einem seine tollen Schnappschüsse zeigen lassen: Angeblitzte Glatze des Vordermanns, auf dem sich auch der Autofokus festgebissen hatte. Im Hintergrund (zu meinem Erstaunen hatte der Blitz in der Tat so weit gereicht) ein paar verschwommene Figuren - die Band. Der pädagogoische Effekt (ich hab versucht, es charmant zu machen) war aber, das der Bursche es danach gelassen hat.

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Montag, Oktober 08, 2007

Lou, Laurie und Hund

Kollege Ralf Wessel war in New York. Und hat zielgerichtet die richtigen Leute getroffen. Beim Celebrate Brooklyn Festival im Juli. Erinnert mich an einen der wenigen Katz & Gold Comics, die mal meinen Humor getroffen haben. 1. Bild: Junge Band tritt auf, in Minsk. Im Publikum: Geheimdienst. 2. Bild: Junge Band tritt auf, in Hamburg. Im Publikum: Eltern. 3. Bild: Junge Band tritt auf, in New York. Im Publikum: David Bowie, Lou Reed, Laurie Anderson und noch irgendwer, den / die ich vergessen hab.

Fotos: Ralf Wessel


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Samstag, Oktober 06, 2007

Er tut es

Gute Nachrichten: Jeffrey Lewis hat seinen Willen bekundet, am 9. Oktober vor seinem Auftritt im Kulturpalast Linden einen In Store Gig bei Mint Music zu machen. Dann muss nur noch alles klappen. Freu mich schon auf morgen, wo ich den Burschen schonmal vorab inspizieren und ein potentiell sehr interessantes Interview mit ihm machen werde.


Foto: Pressefoto

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Donnerstag, Oktober 04, 2007

Free Burma

Montag, Oktober 01, 2007

Musikposter

Ein paar Eindrücke vom Flatstock 2 im Rahmen des Reeperbahnfestivals habe ich hier aufgeschrieben.

Victorian English Gentlemens Club

Jetzt hat es ja doch noch mit dem ersten Gig bei Mint Music geklappt. Belanglos aber niedlich und genau das Richtige für sowas: The Victorian English Gentlements Club, drei Kinder, äh Mittzwanziger aus Cardiff.

Mit den Stars - also nicht nur der kanadische Band - wird das bestimmt auch noch: Bowie, Jagger, bevor diese Helden meiner Jugendjahre den Löffel abgeben...Apopos: Ich schaute mir gerade aktuelle Bilder von letzterem Burschen an (man achte auf dem einen Bild auch auf Neil Young, wenn man ihn denn erkennt) - der sieht ja mit seinen Mitte 60 aus wie 80, wirkt aber ganz vergnügt. Vielleicht ist er ja langsam jenseits von Gut und Böse - auch wenn die Bilder mit der Dame auf anderes hinweisen. Aber der kann wahrscheinlich nicht mehr...äh, anders. Und Bowie sieht seit seinem Herzanfall vor drei Jahren ja auch etwas grotesk aus - das wilde Leben schlägt zurück.

Vielleicht sollte man sich auch an Stars der jüngeren Generation halten, da muss man dann nicht gleich die Notrufnummer parat haben. Obwohl Kollege Kai ja bestimmt Erste Hilfe kann. Wie dem auch sei, möglicherweise wird es was mit Jeffrey Lewis, ein sehr interessanter Singer-Songwriter aus New York, am 9. Oktober...Und wie sagte ein alter Freund von mir immer: Gibt den Kids eine Chance. Hier ein paar Fotos von den Kids.

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