Sonntag, Oktober 22, 2006

Besser spät als nie - der NDR entdeckt den Pop-Protest gegen Bush

Außerordentlich spät aber immerhin hat der NDR-Nachtclub jetzt den "Pop-Protest gegen Bush" entdeckt: Unter dem Motto "Living With Bush" hat Ralf Dorschel, der sich gemeinsam mit Angela Gobelin schon mit einer zweistündigen Sendung zum CSD verdient gemacht hatte - allerdings nachdem dieser nun endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen war - zumeist altbewährte Musiker/innen ausgemacht, die sich mehr oder weniger deutlich gegen Bush aussprechen.

Nachdem sich sogar schon die fundamentalistischen Christen von Bush nicht nur verarscht fühlen, weil er seine Wahlversprechen ihnen gegenüber nicht eingehälten hätte und die Republikaner sie nicht für voll nähmen, sondern ihre Sprecher dies auch noch öffentlich äußern, kann man sich ganz sicher sein, dass er wirklich weg vom Fenster ist und man selbst auf der ganz sicheren Seite, wenn man gegen ihn ist.

So stellt dann Dorschel auch richtigerweise fest, dass der Pop-Protest zwar immer irgendwo von Haus aus von links käme. Aber angesichts der politischen Wechselhaftigkeit solcher Leute wie Republikaner-Wähler Neil Young von Ohio über Let it Roll bis Living With War solle man doch eher vom "Aufstand der Patrioten" reden. Mghmh...In kurzen Moderationen sollte man doch lieber nicht solche Fässer wie Patriotismus und USA aufmachen, oder Joan Baez als 68erin bezeichnen, oder Country pauschal als staatstragend bezeichnen - aber kann auch sein, dass ich hier zu pissig bin, weil ich mich damit lange und intensiv beschäftigt habe.

Leider waren aber auch unter den Musikern dann zumeist alte Bekannte wie eben Young und Baez, Billy Bragg, Bruce Cockburn. An dem von mir sehr geschätzten Dan Bern, der immerhin nicht erst seit gestern explizite Musik gegen Bush macht, kam er bei dem Thema nicht vorbei und neu war mir der junge Singer-Songwriter Stephan Smith-Said, den nicht nur als Halb-Iraker einen besonderen Bezug zum Thema hat, sondern auch noch einen gepfefferten Brief an den Super-Patrioten Young geschrieben hat. Der ist auf jeden Fall sehr lesenswert und mir bisher entgangen, ebenso wie sein Artikel im "Progressive" (wenn auch schon einige Monate alt). Danke also für die Sendung, Herr Dorschel, auch wenn ich doch anmerken muss, dass sich so ein kleiner Sender wie Radio Flora schon häufiger, differenzierter und "zeitnaher" auf diesem Terrain getummelt hat. Und, auch nicht neu, aber immer mal einen Blick drauf Wert und ein Ohr dran: die von Thurston Moore initierte Seite protest-records.com.

Playlist unter: NDR Info.

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Freitag, Oktober 20, 2006

Tote Schweizer Hillbillies

Die Dead Brothers sind eine Band aus der Schweiz, die in etwa so spielt und auftritt, wie ich mir alte Hillbilly-Shows vorstelle - musikalisch dem zeitlosen Geist verpflichet und einer Show wie zu den Zeiten, als zwar nicht mehr die durchziehende Komödiententruppe das Highlight des Jahres war, aber doch das wöchentliche gemeinsame Hören der Grand Old Opry - mit Minnie Pearl und Hank Willams. Diejenigen mit weniger Szene-Kenntnis mögen sich die Soggy Bottom Boys aus O Brother, Where Art Thou vorstellen. Dazu noch eine Prise alpenrepublikanische Verschrobenheit und lustige Akzente. Passten auch nahtlos ins Café Glocksee, als ob sie zum Inventar gehörten. Könnten meinethalben jeden Mittwoch da auftreten - auch mit dem Publikum, das bis auf ein paar Pöbel-Spackos hochbegeistert und sehr dabei war.



Mehr Fotos hier.

Noch ein Video gefunden, von Viertelblog.de:


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