Mittwoch, Januar 31, 2007

Gelbe Spatzen

Jetzt mache ich mal Thomas Konkurrenz: Aber ich las grad so einen feinen Ausdruck für jemanden, der/die so umwerfend charmant ist, dass er/sie Leute von allem überzeugen kann, was er/sie will: "(S)he could charm the birds off the trees." Wo wir bei unseren gefiederten Freunden sind, fällt mir noch einer ein, der allerdings genauso geht wie im Deutschen: "To paint a sparrow yellow and sell it as a canary." Bilde ich mir zumindest ein, das genauso in einem Interview gehört zu haben. Google erzählt mir allerdings, das muß: "paint a sparrow and sell it as a parakeet" heißen. Hmm, nochmal nachforschen. Oder am Montag die Einheimischen fragen!

Nachtrag: Hier der akustische Beweis, dass ich mir doch nicht alles einbilde. Allerdings in der Mehrzahl: To paint sparrows yellow and sell them as canaries.

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Dienstag, Januar 23, 2007

Blogspiel

So wie ich als Freie ohne nennenswerte Beziehungen meine Angebote abgenommen krieg, kann ich auch gleich beim Blogspiel vom Deutschlandfunk mitmachen. Schätzungsweise die gleiche Trefferquote. Wer gewinnt, bekommt ein Autorenhonorar...Ich komme mir langsam vor wie eine Tür-zu-Tür Staubsaugerverkäuferin. Unsere Frau in Havanna...

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Montag, Januar 22, 2007

Ehrlichkeit kann auch charmant sein

Immer wieder freue ich mich, wenn ich an die taz schreibe und als Lesebestätigung folgendes erhalte:

This is a Return Receipt for the mail that you sent to ...@taz.de.
Note: This Return Receipt only acknowledges that the message was displayed on the recipient's computer. There is no guarantee that the recipient has read or understood the message contents.

Hin und wieder passiert es dann auch, das jemand den Inhalt liest und auch versteht. Das sind dann die Erfolgserlebnisse.

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Pop ist tot

Auch wenn er eine alte kleine Giftschleuder ist, trifft Berthold Seliger häufig genug den Nagel auf den Kopf. So auch in seiner Analyse des bedauernswerten Endes der Spex, die irgendwie schon längst tot war und im März wiederauferstehen soll: "Wo die großen Entwürfe des Pop fehlen, wird Retro King, macht Revival Kasse [...] Doch wo dies der Zustand des Pop ist, wo soll dann eine interessante Berichterstattung über Pop herkommen? Nur, wer sich eine neue, eine bessere, eine interessantere Pop-Musik backen könnte, der könnte am anderen Morgen auch eine Zeitschrift backen, die wieder so interessant sein könnte, wie es Spex, wenn nicht die sentimentalistische Rückschau doch täuschen mag, vielleicht einmal war [...] Bis dahin jedoch kann man Max Dax [Anm. der neue Chefredakteur] nur viel Glück wünschen - er steht eigentlich vor einer klassischen No-Win-Situation: Die Popmusik hierzulande gibt keine interessante Zeitschrift her, und was er auch tun wird, die Zeilen-Junkies aller Couleur warten nur darauf, ihn hinzurichten."

Auch der von mir sehr verehrte, im Gegensatz zu Seliger auch als Mensch sehr liebenswürdige Klaus Walter kann nicht so richtig weinen: "Die fast schon hysterischen öffentlichen wie privaten Reaktionen auf die Umzugs-Nachricht stehen in einem grotesken Mißverhältnis zu der realen Bedeutung, die SPEX in den letzten sechs, acht Jahren für die meisten von uns (nicht mehr) hatte. Tun wir noch mal so, als hätten die Heuschrecken vom Piranha-Verlag uns unser Bestes weggenommen, spielen wir noch mal Ende einer Ära. Dabei ist das Abo längst gekündigt." (FR)

Ich hatte noch nie eins, weil ich die Zeitschrift in den letzten Jahren auch sehr durchwachsen fand und mich vor allem über eitles pseudo-intellektuelles Jungsspundgeschwurbel geärgert habe: Einmal eine Sitzung in einem Seminar zu Gender besucht und dann gleich einen Artikel davon gemacht. Oder der Autor ist so davon beeindruckt, dass er sich ein wenig mit Alternative Country auskennt, dass er einen Text schreibt, den nur Leute enträtseln können, die sich mindestens genauso gut damit auskennen und der soviel Erkenntniswert hatte wie ein Wichsfleck. Aber gekauft habe ich das Blatt doch häufig und nicht alles war schlecht.

Aber an der Anerkennung der Tatsache, das Pop - auch wenn oder gerade weil viel darüber geredet wird - heute einen völlig anderen Stellenwert hat als Anfang der 80er, an dem auch eine perfektest gemachte neue Spex nicht rütteln kann, weil es die Substanz nicht hergibt, kommt man nicht vorbei. Nichtmal für mein tolles Popkultur-Seminar im Bildungsverein hat sich irgendein Schwanz interessiert.

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Samstag, Januar 20, 2007

Wo ich grad bei Fabe zu Besuch war:

Der hat ein interessantes Projekt für Radiomenschen entdeckt - Freesound, ein Open Source Projekt für Geräusche und Atmos.

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Shith

Leider verpasst.

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Mittwoch, Januar 17, 2007

Body Language

Wo würde man sowas heute noch finden: Zwei zugekokste Typen, einer davon ein seriöser Reporter, der andere ein Star, der offensichtlich sich selbst spielt und mit einem Laternenpfahl flirten würde, weil er einfach nur sein Image pflegt. Der Reporter fühlt sich aber angesprochen und reagiert positiv, was wiederum dem Star unangenehm zu sein scheint.

Und dazu ein völlig konventionell-biederes Interview im vornehmen britischen Englisch (wobei es ja bei den Exile-On-Mainstream-Aufnahmen nicht nur als Imagepflege, sondern in der Tat richtig wild hergegangen sein muss...) 1972 im britischen Fernsehen.

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Dienstag, Januar 16, 2007

Im November...

...noch im Berliner Mudd-Club (der übrigens eine legendäre Vorgeschichte hat - ja, der gleiche Besitzer) in bei einem Promogig, jetzt schon bei Letterman: Die Cold War Kids.

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Der Produzent des Glam Rock

Bei meiner Recherche bin ich zufällig darüber gestolpert, dass Tony Visconti, der unter anderem David Bowie und Marc Bolan Anfang der 70er produzierte, im Februar eine Autobiografie veröffentlicht. Bezeichnender Weise heißt sie "The Autobiography: Bowie, Bolan and the Brooklyn Boy". Der gebürtige New-Yorker hatte in den 60er Jahren in seiner Heimat selbst versucht, als Musiker zu arbeiten und mit seiner damaligen Frau eine Single veröffentlicht. 1968 assistierte er dann zufällig bei Aufnahmen des damals sehr populären britischen Musikers Georgie Fame. Er zog nach London, lernte dort Marc Bolan und über den dann wieder David Bowie kennen. Er sollte als Produzent entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung des Glam Rock haben. Heute lebt Visconti nach langen Jahren in England wieder in New York und produziert zumeist Independent-Bands. Letzlich hat er sich unter anderem an Morisseys aktuellem Album "Ringleader of the Tormentors" verdient gemacht.

Für ein Interview mit ihm komme ich endlich mal wieder in meine Lieblingsstadt.

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Samstag, Januar 13, 2007

Dance, baby, shake your hips!

Also YouTube ist eine prächtige Einrichtung. Ich lese gerade ein Buch zu Genderidentität und Performance im Glam Rock (Philip Auslander: Performing Glam Rock: Gender and Theatricality in Popular Music). Und voilà - das Anschauungsmaterial finde ich im Netz.

In dem Buch geht es am Anfang um die Performance-Stile von Rockbands Ende der 60er, also kurz vor Glam-Rock, der ab 1970 entstand. Da brachte er ein Beispiel von zwei damals schon Retro-Aufführungen von Rock'n'Roll (bzw. Doo Wop): Einmal die damals untypischen Sha Na Na, die auch in Woodstock (!!!) auftraten. Man sollte sich dabei vergegenwärtigen, dass das die große Zeit des psychedelischen Rocks war. Man war introvertiert, in sich versunken, konzentrierte sich auf die Musik und sein Instrument, ignorierte das Publikum, bewegte sich nicht mehr als nötig, war möglichst "authentisch" und versuchte sich ja nicht zu sehr vom Publikum zu unterscheiden, auch nicht in der Kleidung. Disco in seiner Protoform entwickelte sich erst Anfang der 70er, und war bis 1975 noch fest in der Hand subkultureller schwuler ethnischer Minderheiten bzw. der afroamerikanischen Community. Und da treten dann solche Burschen vor dem Set von Jimmy Hendrix auf:



Oder auch (bis auf den untergelegten Lach-Track) großartig:



Und dann gab es im selben Jahr mit ähnlicher Musik das "Sweet Toronto"-Festival mit Sportsfreunden Lennon, Clapton und Co. (Yoko Ono war auch dabei, achtet auf den Leinenbeutel auf der Bühne). Lennon zuckt mal kurz mit den Hüften, aber Clapton bewegt seinen Arsch echt keinen Millimeter - und das bei Tanzmusik. Lennons Anzug war zwar schon etwas schicker, aber ganz bestimmt keine Entertainer-Kleidung, und Clapton hat sogar einen Flicken am Popo, obwohl er sich damals sicher schon eine neue Hose hätte leisten können. Musiklalisch zwar ein Rekurs auf die 50er Jahre - aber im Äußeren und in der Bühnenshow lupenreiner Psychedelic-Rock-Habitus.



Man vergeleiche diese Performance mit der von Boo Didley, Jerry Lee Lewis, Chuck Berry etc., die auf dem gleichen Event als Gast auftrat!



Drei, vier Jahre sieht das schon besser aus bei den britischen Jungs, zum Beispiel hier bei Roxy Music:



Und hier nochmal deutlicher Eno als Dragqueen:



Und bei Ziggy Stardust war man dann ganz außer Rand und Band (Embedding disabled by request). Holla, man möchte fast sagen, die Drogen die die genommen haben möchte man auch nehmen, oder vielleicht doch lieber nicht...Wie kommentierte einer bei YouTube, was die Protagonisten wohl gedacht haben müssen, wenn sowas im Fernsehen lief (was es tat, nur mit kleinen textlichen Abänderungen wie "swanking" statt "wanking" o.ä.) "I hope my mum's not watching"...Mal auf den Text lauschen und sich vorstellen, sowas würde heute im "normalen" Fernsehprogramm laufen:

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Donnerstag, Januar 11, 2007

Passend zum Filmstart...

die Frage: Darf man über Hitler lachen?

Ich hätte da übrigens auch noch eine zu bieten: Barney, der alternativ auch Adolf heißt.




Gehört hierhin.

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Montag, Januar 08, 2007

David, can you imagine yourself at 60?

Diese Frage stellte der US-amerikanische Talkmaster Dick Cavett David Bowie vor 32 Jahren. Da hat er noch gelacht und "Oh no" gesagt. So schnell kann's kommen.






Hätte ich darüber nachgedacht, wie viel Arbeit da drin steckt hätte ich die Finger davon gelassen. Aber ich hatte mich in einem kleinen Atavismus meiner David-Bowie-Fanzeit vor über 20 Jahren erinnert und mir vorgenommen, ein Feature zu seinem 60. Geburtstag heute zu machen. Mit dem Burschen selbst habe ich natürlich kein Interview bekommen, und auch die Plattenfirmen und sein Management konnten mir keine vernünftigen O-Töne schicken. So habe ich stundenlang bei You Tube zugebracht und mir da ein paar Interviewschnipsel zusammengesucht.

Da ich auch dem aus der „uhhh Daaaiiiviiid“-und-„he’s soooouuu sexy“-Alter raus bin (schaut mal bei You Tube, meine Güte), wollte ich das ganze natürlich auch musikhistorisch und allgemein kulturell einbinden. Jetzt habe ich in den 51 Minuten insgesamt 50 Songs verbraten.

Die Beta-Version (um es ganz professionell klingen zu lassen hätte ich da nochmal mindestens einen Tag drüber gehen müssen) läuft am 11. bei Radio Flora. Playlist hier und Vorankündigung hier. Hört mal rein!

Für die Recherche habe ich dann noch mal spontan Christiane F. gesehen. Den hatte ich vor hundert Jahren mal im Fernsehen gesehen - die schlimmste Szene war damals für mich, dass sie ihre Bowie-Platten für 15 Mark verkauft. Ich habe im Osten gelebt und kam an keine Schallplatten ran...

Diesmal war ich in einem netten kleinen Kino. Angeblich lief die letzte erhaltene 35-Millimeter-Version - so ganz offiziell war die auch nicht, deshalb hier keine namentliche Erwähnung des Ortes, für den ich sonst herzlichst gern geworben hätte. Jedenfalls sah die ganz schön abgerockt aus, mit Schnee und mit Filzstift ausgebesserten Kratzern. Das passte zum Frühachziger-Charme des Films. Ja, damals, als wir noch jung und schön waren. Ich fand den Film noch immer charmant, aber so etwa wie Jack Kerouac mit über 30 nochmal lesen. Can you imagine yourself at 60?



Nach der Vorführung gab es dann noch die nostalgischen Geschichten zum Film. Ein Mann, der schon leicht angegraut war, erinnerte sich an seine Besuche im Sound - der Disko im Film - an die niedrigen Decken und die verwirrnden Gänge. Die Bardame gestand, dass sie Ende der 70er mit 15 immer nach Berlin ausgerissen ist und zwar ein nicht ganz so krasses, aber auch Drogen und Jugendkultur geprägtes Leben mitgemacht hat. Sie war auch bei dem im Film gezeigten Bowie-Konzert - was von 1980/81 sein müsste - und ist danach mit ihrer Freundin zu seiner damaligen Wohnung in Schöneberg gefahren und hat durch den Briefschlitz geschaut. Dummerweise hat er nicht zurückgeschaut - aber den Versuch war's Wert, mit 15.

Ich glaube allerdings auch, er hat damals auch schon lange nicht mehr da gewohnt. Schon sein letztes angebliches Berlin-Album "Lodger" von 79 hat er in der Schweiz aufgenommen - da war wohl auch ganz schön viel Pose dabei. Aber "Authentizität" hat er ja auch nie vorgeheuchelt. Trotzdem saucoole Musik. Von 1971 bis 1980. Sollte man nicht unbedingt als allgemeingültiges Rezept sehen und so gesund war's auf die Dauer sicher auch nicht (siehe oben), aber bei manchen Leuten helfen Drogen doch der Kreativität auf die Sprünge...

P.S. Mein Lieblingssatz aus dem Feature "David Bowie ist inzwischen die Emmylou Harris des Rock geworden." (in Bezug auf Hintergrundgesang bei neuen Bands).

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