Freitag, August 31, 2007

R.I.P.

Hilly Kristal, Begründer der CBGB und unfreiwilliger Förderer des frühen Punk-Rock/New Wave in New York. Letztlich noch las ich einen schönen Artikel über ihn. Wenn ich den wiederfinde, wird er hier gepostet. Ja, hier.

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Donnerstag, August 30, 2007

Representation of Slavery



Jetzt habe ich mein letztes Hemd hergegeben und sogar andere um Zipfelchen des ihren fragen müssen, und war da. Da habe ich mich hauptsächlich mit dem International Slavery Museum beschäftigt. Mehr dazu hier. Eine kürzere, aber immern noch schön lange Version - sogar als Aufmacher der Kulturseite - ist in er taz heute erschienen.

Im Zuge der Recherche nach dem, wie diese undarstellbare Grausamkeit und Menschenverachtung der Sklaverei repräsentiert wird, bin ich auf einen höchst zweifelhaften Film gestoßen, von Gualtiero Jacopetti und Franco Prosperi, die auch für die "Mondo Cane"-Filme zuständig sind. Mit diesen haben sie in den 60er Jahren ein neues Untergenre des "Dokumentarfilms" entwickelt, den so genannten "Mondo": Da erst recht draufhalten, wo andere aus Pietätsgründen wegschauen. In ihrem Film "Africa Addio" (1966) haben sie dann die Auflösungs- und Neu-Zusammenfindungs-Erscheinungen im Afrika "dokumentiert", das gerade dabei war, sich vom kolonialen Joch zu befreien. Damit habe sie sich nicht ganz zu Unrecht den Ruf des Rassismus eingehandelt. Zumindest haben sie eine extrem zynische Sichtweise auf krasse Dinge, die man als Rassismus interpretieren kann. Die Darstellung und die Kommentare haben definitiv einen Tenor von "Jetzt ziehen die zivilisierten Kolonialisten ab und die Schwarzen machen nur alles kaputt, weil sie nicht in der Lage sind, mit dem Ererbten umzugehen." Dadurch, dass das angeblich alles Dokumentarszenen sind wird das noch als "authentisch" untermauert.

Um diesen Vorwurf zu entkräftigen (angeblich), haben Jacopetti und Prosperi, in pseudodokumentarischem Mondo-Stil den mit Abstand krassesten Film über den transatlantischen Sklavenhandel und Sklaverei in Amerika gedreht, den ich je gesehen habe: "Goodbye Uncle Tom". Leider auch den Film, der wahrscheinlich der Wirklichkeit am nächsten kommt. Angeblich beruht alles auch auf historischen Quellen. Das auf die Art umzusetzen geht allerdings nur mit einem völlig abgefuckten Zynismus - auch wenn sie sich über alle lustig machen. Die Weißen sind die letzten Vollidioten und menschliche Monster, aber auch Schwarze werden zum Teil als Idioten, Arschlöcher und Kollaborateure gezeigt - entspricht ja auch der Wahrheit. Wenn man wohlwollend interpretieren kann man hinlesen, dass sie schon Mitleid mit den Opfern der dargestellten Brutalität haben - aber das kann auch die eigene Empfindung sein. Andererseits sind die grausamsten Mißhandlungen so unerträglich direkt dargestellt, dass sie auch wieder als erneute Verhöhnung der Opfer sehen kann. Und auch als Voyeurismus und - zum Teil gezielt inszenierte - Lust an der Gewalt.


Vorsicht! Wirklich extrem brutal! Und das ist nur der Trailer..

Die Schauspieler waren Haitianer, die sich wohl den Arsch abgefreut haben, dass sie in einem Film mitspielen durften. Dass man die benutzt hat, ist wohl keine politisch überkorrekte Fehlinterpretation. Zudem mußten die Regisseure dann auch wohl einmal die Woche mit "Papa Doc" Duvallier essen - das war 1970, 71 - und gute Miene zum bösen Spiel machen, als Dankeschön für die Drehgenehmigung.

Von dem Film gibt es jetzt einen Director's Cut, der wohl etwas respektvoller geschnitten wurde und leichter als Anklage und nicht als Verhöhnung zu erfassen ist - wahrscheinlich trotzdem nichts für schwache Nerven.

So vergleichsweise gemütlich wie im Film "Roots" ging es auf den Sklavenschiffen ganz bestimmt nicht zu und der Film kommt in der Brutalität dem nicht im geringesten nahe, was sich wirklich abgespielt hat. Aber er sieht die Sklaverei eben auch nicht als eine einzige Gewalt-Orgie, sondern zeigt auch, dass sich die Menschen versucht haben, unter den unmenschlichen Bedingungen trotzdem noch ein Leben einzurichten, mit Momenten von Freude, Zuneigung und Liebe - und auch Widerstand. Das ist auch ein Teil der Wahrheit, wenn manchmal vielleicht auch romantisch verklärt. Aber so wird den Menschen die Würde wiedergegeben. Das ist auch der Ansatz der Liverpooler Ausstellung. Menschlich bei der Darstellung des Unmenschlichen.

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Mittwoch, August 15, 2007

Starspotting

So oft und lang in London gewesen und nie einem Star ueber den Weg gelaufen, schon gar keinem, der mich interessiert. Und eben laufe ich so im Tran bei Green Park herum, bin uebermuedet und genervt, weil ich schweres Gepaeck dabei hab. Da sinniere ich ueber einen aelteren Herren, der mir entgegen kommt und aussieht wie eine Spitting-Image-Version von Prince Charles (der ja auch schon aussieht wie eine Spitting-Image-Version von sich selbst). Ich grinse so debil vor mich her, da grinst mich der Typ hinter ihm zurueck an. Mitte Fuenfzig, recht gross und schlank gewachsen, schuetteres, kurzes dunkelblond-graues Haar, langer dunkler Sommermantel, aus den MP3-Player-Ohrstoepseln klingt Musik... Ich dachte in dem Moment, das ist Brian Eno, drehte mich noch nach ihm um und waere dem Typ fast noch hinterhergelaufen, so sicher war ich.

Dann setzte leider mein Verstand ein: Das bildest du dir jetzt ein - gerade noch mit dem lustigen Prince-Charles-Verschnitt direkt vor ihm -, du weisst ja gar nicht mal so genau wie der aussieht. Aber ich habe eben nochmal im Netz geschaut und bin mir zumindest 99% sicher, dass ich ein Esel war, nicht auf meinen Instinkt vertraut zu haben. Zumal mich Eno zwar interessiert, aber ich nicht obsessiv von ihm besessen bin, so dass ich ihn schon ueberall rumspazieren sehe.

Da haette ich ihn doch glatt mal zu Glamrock fragen koennen...und wenn ich mich zum Horst gemacht haette, waers auch sowas von egal gewesen.

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Mittwoch, August 08, 2007

Gewalt II

Ebenfalls gestern erzählte mir eine junge Bekannte (19) auch eine unglaubliche, und unglaublich traurige Geschichte. Das sie mit ihrer Schwester (17) gemeinsam in ihre erste eigene Wohnung zieht fand ich ja noch toll. Nur als sie von den Umständen berichtete war ich fassungslos.

Ihre Mutter lebt seit 14 Jahren von ihrem Vater getrennt und hatte wohl seitdem auch keine ernsthafte Beziehung. Hat den Vater auch gut von den Kindern ferngehalten und so richtig gekümmert hat er sich wohl auch nicht, weil er eine neue Familie hatte. Das Mädchen ist mir schon dadurch aufgefallen, dass sie sehr nach Kontakt und Anerkennung sucht, aber eigentlich hat sie auf die Mutter nichts kommen lassen. Nur seit diese jetzt mit einem neuen Mann zusammen ist, ist sie anscheinend völlig durchgeschallert. Der Typ muss der letzte Asi wie im Bilderbuch sein: Alki, arbeitet nicht, hat seine Ex geschlagen und wahrscheinlich auch keine Ambitionen, das in der neuen Beziehung zu lassen. Und auf die Kinder hat er keinen Bock - bedroht sie körperlich, spuckt sie an, erniedrigt sie verbal. Und verlangt, dass sie aus dem Haus ausziehen.

Spätestens da muss in jeder Mutter (repektive Vater) doch der Beschützerinstinkt erwachen. Aber Mutti säuft lieber mit dem Alten die Nacht durch in der Küche, zwischendurch wird eine Nummer geschoben - während Schulfreundinnen der Töchter da sind. Werden die Kinder bedroht, steht Mutti daneben und lacht. Und verlangt von ihnen ebenfalls dass sie ausziehen und läßt sogar das Schloss auswechseln. Trifft ihre Töchter zufällig woanders und grüßt sie nicht mal.

Glück im Unglück ist wohl, dass sich der Rest der Familie um die Beiden kümmert und sogar der Vater wieder auf den Plan getreten ist. Aber wie kann man so völlig abdrehen? Das kann nicht allein sexuelle Frustration sein. Da muss wohl der Psychiater her. Da die Mutter den Weg nicht gehen wird, werden es die Kinder unfreiwillig früher oder später tun müssen.

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Dienstag, August 07, 2007

Gewalt

Hannover ist ja eigentlich vergleichtsweise beschaulich im alltäglichen Umgang, wenn man so klassisch nach New York schaut, wo Leute zumindest in den Tagen vor "Adolfo" Guilanis drakonischer Gegengewalt Leute reihenweise auf der Straße ausgeraubt, zusammengeschlagen und erschossen wurden. Oder Sevilla, wo ich gerade hörte, dass Jugendliche aus den Vorstädten allein oder in Gangs in der Innenstadt völlig skrupellos Leute überfallen oder einfach von Motorrädern mit (großen) Steinen bewerfen, nur so zum Zeitvertreib.

Aber langsam holt es uns auch ein. Erst hört man es nur von Gerüchten um Gangauseinandersetzungen oder spontane Gewaltausbrüche auf der lokalen Hauptstraße, bei denen meistens jugendliche Migranten die konkreten Agenten sind - die Gründe sind sicher tiefliegender - , aber ich habe auch schon einen "kaukasisch" (heißt europäisch-weiß) aussehenden älteren Herren rücklinks in Handschellen auf dem Boden liegen sehen, als ich mir abends noch was vom Kiosk holen wollte. Oder der ein oder andere Irre (zumeist "deutsch") verhält sich körperlich bedrohlich. Aber konkret zugestoßen ist mir noch nichts, und außer einer ohne Gegenwehr abgelaufenen Festnahme und der zerkloppten Fresse von einem Freund habe ich auch noch nichts gesehen.

Nun passierte das - wenn auch vergleichsweise eine Kleinigkeit -, was ich schon seit Jahren befürchte: einer von den Türkenmackern bei mir nebenan, die leider 1:1 den gängigen Negetivklischees entsprechen, die ich ganz bestimmt nicht bestätigt wissen will - was wieder eine längere Diskussion wäre -, aber sei's drum, jedenfalls schießt der einen Fußball absichtlich ganz scharf schräg von hinten auf mich, als ich aus dem Haus gehe. Hätte ich mich nicht schnell gebückt, wäre meine Brille kaputt gewesen und ich hätte zumindest ein paar rote Striemen gehabt. Glücklicherweise hat es noch (vorläufig) gewirkt, dass ich ihn mir gleich zur Brust genommen habe. Die zehn Burschen zwischen 20 und Mitte 20 (!) hätten mich locker fertig machen können, waren aber glücklicherweise einigermaßen defensiv. Aber wenn der Respekt immer weiter sinkt, was passiert beim nächsten Mal?

Dann komme ich heute nach Hause und die Fahrradhändlerin bei uns unten erzählt, dass die Polizei hier war. Nicht wegen irgendwelcher Dealerei, was ich vermutet hatte, die als gut organisiertes deutsch/türkisch/gambianisches Geschäft hin und wieder in den umliegenden Hauseingängen stattfindet. Nein, eine Frau bei uns aus dem Haus wäre auf die nahegelegene lokale Hauptstraße gelaufen und hätte wahllos Wildfremde mit dem Messer angegriffen. Sie würde angeblich schon länger im Haus wohnen. Allerdings wurde die einzige Frau, auf die nach meinem Erkenntnisstand die Beschreibung - blond und Mitte 40 - passte später in gefaßtem Zustand und guten Mutes von einem anderen Hausbewohner angetroffen. Wir haben allerdings noch einen zweiten Aufgang, wo ich nicht alle Leute kenne. Erst meinte ich: Gut, dass ich nicht da war, aber bald darauf: Schade dass ich nicht da war - das wäre eine Story gewesen.

Daraufhin meinte die Fahrradhändlerin, dass zwei Etagen über ihrer Privatwohnung ein Nachbar auf dem Balkon verreckt sei. Sie haben es nach einer Woche gemerkt, weil irgendwas Ekeliges bei ihnen auf den Balkon tropfte. Da war mir erstmal der Appetit aufs Abendbrot vergangen. Aber sowas ist ja leider nichts Neues. Und noch: Hier im Viertel wird in der letzten Zeit auffällig viel gezündelt - zumeist trifft es unschuldige Mülltonnen in den Straßenzügen mit Sozialbauten (was nicht heißen muß, dass die Anwohner das selber angezündet haben), aber das breitet sich jetzt auch immer weiter aus. Deshalb waren unsere seit kurzem blauen Freunde und Helfer heute abend wohl auch unterwegs.

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Montag, August 06, 2007

R.I.P.