Dienstag, August 07, 2007

Gewalt

Hannover ist ja eigentlich vergleichtsweise beschaulich im alltäglichen Umgang, wenn man so klassisch nach New York schaut, wo Leute zumindest in den Tagen vor "Adolfo" Guilanis drakonischer Gegengewalt Leute reihenweise auf der Straße ausgeraubt, zusammengeschlagen und erschossen wurden. Oder Sevilla, wo ich gerade hörte, dass Jugendliche aus den Vorstädten allein oder in Gangs in der Innenstadt völlig skrupellos Leute überfallen oder einfach von Motorrädern mit (großen) Steinen bewerfen, nur so zum Zeitvertreib.

Aber langsam holt es uns auch ein. Erst hört man es nur von Gerüchten um Gangauseinandersetzungen oder spontane Gewaltausbrüche auf der lokalen Hauptstraße, bei denen meistens jugendliche Migranten die konkreten Agenten sind - die Gründe sind sicher tiefliegender - , aber ich habe auch schon einen "kaukasisch" (heißt europäisch-weiß) aussehenden älteren Herren rücklinks in Handschellen auf dem Boden liegen sehen, als ich mir abends noch was vom Kiosk holen wollte. Oder der ein oder andere Irre (zumeist "deutsch") verhält sich körperlich bedrohlich. Aber konkret zugestoßen ist mir noch nichts, und außer einer ohne Gegenwehr abgelaufenen Festnahme und der zerkloppten Fresse von einem Freund habe ich auch noch nichts gesehen.

Nun passierte das - wenn auch vergleichsweise eine Kleinigkeit -, was ich schon seit Jahren befürchte: einer von den Türkenmackern bei mir nebenan, die leider 1:1 den gängigen Negetivklischees entsprechen, die ich ganz bestimmt nicht bestätigt wissen will - was wieder eine längere Diskussion wäre -, aber sei's drum, jedenfalls schießt der einen Fußball absichtlich ganz scharf schräg von hinten auf mich, als ich aus dem Haus gehe. Hätte ich mich nicht schnell gebückt, wäre meine Brille kaputt gewesen und ich hätte zumindest ein paar rote Striemen gehabt. Glücklicherweise hat es noch (vorläufig) gewirkt, dass ich ihn mir gleich zur Brust genommen habe. Die zehn Burschen zwischen 20 und Mitte 20 (!) hätten mich locker fertig machen können, waren aber glücklicherweise einigermaßen defensiv. Aber wenn der Respekt immer weiter sinkt, was passiert beim nächsten Mal?

Dann komme ich heute nach Hause und die Fahrradhändlerin bei uns unten erzählt, dass die Polizei hier war. Nicht wegen irgendwelcher Dealerei, was ich vermutet hatte, die als gut organisiertes deutsch/türkisch/gambianisches Geschäft hin und wieder in den umliegenden Hauseingängen stattfindet. Nein, eine Frau bei uns aus dem Haus wäre auf die nahegelegene lokale Hauptstraße gelaufen und hätte wahllos Wildfremde mit dem Messer angegriffen. Sie würde angeblich schon länger im Haus wohnen. Allerdings wurde die einzige Frau, auf die nach meinem Erkenntnisstand die Beschreibung - blond und Mitte 40 - passte später in gefaßtem Zustand und guten Mutes von einem anderen Hausbewohner angetroffen. Wir haben allerdings noch einen zweiten Aufgang, wo ich nicht alle Leute kenne. Erst meinte ich: Gut, dass ich nicht da war, aber bald darauf: Schade dass ich nicht da war - das wäre eine Story gewesen.

Daraufhin meinte die Fahrradhändlerin, dass zwei Etagen über ihrer Privatwohnung ein Nachbar auf dem Balkon verreckt sei. Sie haben es nach einer Woche gemerkt, weil irgendwas Ekeliges bei ihnen auf den Balkon tropfte. Da war mir erstmal der Appetit aufs Abendbrot vergangen. Aber sowas ist ja leider nichts Neues. Und noch: Hier im Viertel wird in der letzten Zeit auffällig viel gezündelt - zumeist trifft es unschuldige Mülltonnen in den Straßenzügen mit Sozialbauten (was nicht heißen muß, dass die Anwohner das selber angezündet haben), aber das breitet sich jetzt auch immer weiter aus. Deshalb waren unsere seit kurzem blauen Freunde und Helfer heute abend wohl auch unterwegs.

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2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Meine Herren. Da kann ich ja froh sein, im ruhigen und beschaulichen Neukölln zu wohnen...

6:00 PM  
Blogger CoolBee said...

Höre ich da Ironie? Ich habe ja auch ein Jahr in Brixton gewohnt. da geht man ja auch mit einer anderen Erwartungshaltung ran. In der zweit sind wohl in unmittelbarer Nähre drei Leute ermordet worden und Häuser ausgeraubt. Aber außer als ich mal mit unserem damals neuen Hund "Professor Ben" (hier irgendwo zu sehen spazieren war, der dann mitten auf der Kreuzung einem nicht ganz frischen Typ von hinten zwischen die Beine gelaufen ist und der daraufhin nach dem Hund trat und mir ernsthaft *fast* richtig eine rein gehauen hätte kann ich mich an keine Situation erinnern, in der ich mich bdroht gefühlt habe. Ist hier eigentlich auch nicht anderes (was ja schön ist) und darum fällt mir sowas auf ;)...Schön von Dir zu hören, ich melde mich mal "unöffentlich".

8:14 PM  

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