Deutschlandverordnung
Bis vor kurzem war dieses Tor eines Bunkers in Linden-Nord, hinter dem sich, glaube ich, Übungsräum verbergen, wild mit lustigen Plakaten beklebt. Die wiesen zumeist auf Veranstaltungen in lokalen Kneipen und Clubs hin. Eine der letzten Bastionen, auf der so etwas geschah, nachdem die Stadt schon vor einigen Jahren gegen die bösen Plakatierer vorgegangen war, die heimlich des Nachts losziehen, und lieber selbst jede geeignete Fläche gegen Bares vermietet hat. Klar, dass da dann nur noch Plakate für die goßen Veranstaltungen hingen.
So etwa zur Mitte der schönen Fußball-WM, die uns das Wir-Gefühl wiedergegeben hat, und nachdem Deutschland nicht gleich in der Vorrunde rausgeflogen war und unser Klinsi kein Bundeverdienstkreuz in Aussicht gestellt gekriegt und wir uns alle nicht so geliebt hätten, tauchte dann eine professionelle Beklebung in AOK-Ästhetik auf. Irgendwas mir Fußball, schönen, gesunden Menschen (natürlich auch mit Repräsentationsneger, um nicht in die brauen Ecke gestellt zu werden, bin ich geneigt zu sagen) und Deutschland. Kurz darauf nur noch Deutschland.
Linden-Nord wäre nicht Linden-Nord, wenn das nicht nach der ersten Nacht ein paar weiße Risse gehabt hätte. Gestern ging ich an der mehrfach nachrenovierten Tür vorbei und fand dann das, geklebt auf ein schickes Metallschild, aber nur luschig mit Gaffertape an die Hauswand gebappt, was natürlich sofort wieder abgefallen ist. Und dem Ton und der Vielzahl drohender Ausrufezeichen nach zu urteilen war da jemand richtig sauer und verständnislos über diesen Vandalismus:
Und Linden-Nord wäre nicht Linden-Nord, wenn das frisch restaurierte Deutschland-Türchen nicht sofort wieder Schaden genommen hätte und auch das Schild nicht am selben Abend wieder verschwunden wäre. Auf dem Heimweg dachte ich dann über verschiedene mögliche Verschwörungstheorien nach: War dieses Schild nur Provokation und Verarschung ("Kulturwerbung"???)? Hätte man, wenn man von gesundem Menschenverstand und geistiger Beisammenheit ausgeht, denken können. Dagegen spricht, dass das Haus in der Tat vor einigen Jahren schick renoviert wurde und auf dem Dach jetzt wirklich super Appartments mit sonnigen Balkonen hat (gibt es da eigentlich einen Fahrstuhl – ist ganz schön hoch). Da stören natürlich vollgeklebte Türen, und ein bisschen Geld mit bezahlter Plakatwerbung reinzukriegen ist ja auch ein feiner Nebenverdienst zu den sicher nicht ganz niedrigen Mieten.
Hola, jetzt kam ich auf die Verschwörungstheorie schlechthin: Der ganze Deutschlandwahn nur ein Produkt von Werbefirmen und sonstigen Damit-Geld-Verdienern und von Parteien und Institutionen, an denen ansonsten kein gutes Haar gelassen wird und die ein bisschen Farbe auf dem angekratzten Lack und Wir-Gefühl auf der geschundenen Seele gebrauchen können, und die Ewiggestrigen, die auf dem allgemeinen Backlash wieder gedeihen sowieso ... Dann schießen noch so ein paar Leute wie dieser Mensch von der Erziehungsgewerkschaft Eigentore, um in der Sprache der Zeit zu bleiben (war der eigentlich gekauft?), Ströbeles Onkel Herbert Zimmermann war der Moderator mit dem „Tooooor“ und er hat die Rechte daran geerbt, auch wenn er kein Fähnchen an sein Rad bastelt....oh, oh.
Nun ja, das ist sicher alles etwas differenzierter. Aber ich glaube ja, dass tatsächlich ein ein Großteil der billigen Plastikfähnchen nicht hängen würde, hätte es die Umsonst-Beilage der HAZ nicht gegeben (och wenn sie mal da sind, zu Schade zum Wegschmeißen), oder die unwiderstehlichen Schnäppchen für zweifuffzich. Jetzt ist es ein Selbstläufer geworden, wir brauchen alle ein wenig Wir-Gefühl auf der geschundenen Seele. Zudem hat „mal wieder Flagge zeigen dürfen“ den Reiz des Neuen, Ex-“Verbotenen“ - ... mein Gott, dann macht man mal mit. Die anderen machen das ja auch, und man will ja keine Spaßbremse sein, ein wenig vergessen und nachdenken schon gar nicht. "Wir machen weiter" droht Bild nach der Niederlage. Und es ist doch so schön für die Kinder.
So etwa zur Mitte der schönen Fußball-WM, die uns das Wir-Gefühl wiedergegeben hat, und nachdem Deutschland nicht gleich in der Vorrunde rausgeflogen war und unser Klinsi kein Bundeverdienstkreuz in Aussicht gestellt gekriegt und wir uns alle nicht so geliebt hätten, tauchte dann eine professionelle Beklebung in AOK-Ästhetik auf. Irgendwas mir Fußball, schönen, gesunden Menschen (natürlich auch mit Repräsentationsneger, um nicht in die brauen Ecke gestellt zu werden, bin ich geneigt zu sagen) und Deutschland. Kurz darauf nur noch Deutschland.
Linden-Nord wäre nicht Linden-Nord, wenn das nicht nach der ersten Nacht ein paar weiße Risse gehabt hätte. Gestern ging ich an der mehrfach nachrenovierten Tür vorbei und fand dann das, geklebt auf ein schickes Metallschild, aber nur luschig mit Gaffertape an die Hauswand gebappt, was natürlich sofort wieder abgefallen ist. Und dem Ton und der Vielzahl drohender Ausrufezeichen nach zu urteilen war da jemand richtig sauer und verständnislos über diesen Vandalismus:
Und Linden-Nord wäre nicht Linden-Nord, wenn das frisch restaurierte Deutschland-Türchen nicht sofort wieder Schaden genommen hätte und auch das Schild nicht am selben Abend wieder verschwunden wäre. Auf dem Heimweg dachte ich dann über verschiedene mögliche Verschwörungstheorien nach: War dieses Schild nur Provokation und Verarschung ("Kulturwerbung"???)? Hätte man, wenn man von gesundem Menschenverstand und geistiger Beisammenheit ausgeht, denken können. Dagegen spricht, dass das Haus in der Tat vor einigen Jahren schick renoviert wurde und auf dem Dach jetzt wirklich super Appartments mit sonnigen Balkonen hat (gibt es da eigentlich einen Fahrstuhl – ist ganz schön hoch). Da stören natürlich vollgeklebte Türen, und ein bisschen Geld mit bezahlter Plakatwerbung reinzukriegen ist ja auch ein feiner Nebenverdienst zu den sicher nicht ganz niedrigen Mieten.
Hola, jetzt kam ich auf die Verschwörungstheorie schlechthin: Der ganze Deutschlandwahn nur ein Produkt von Werbefirmen und sonstigen Damit-Geld-Verdienern und von Parteien und Institutionen, an denen ansonsten kein gutes Haar gelassen wird und die ein bisschen Farbe auf dem angekratzten Lack und Wir-Gefühl auf der geschundenen Seele gebrauchen können, und die Ewiggestrigen, die auf dem allgemeinen Backlash wieder gedeihen sowieso ... Dann schießen noch so ein paar Leute wie dieser Mensch von der Erziehungsgewerkschaft Eigentore, um in der Sprache der Zeit zu bleiben (war der eigentlich gekauft?), Ströbeles Onkel Herbert Zimmermann war der Moderator mit dem „Tooooor“ und er hat die Rechte daran geerbt, auch wenn er kein Fähnchen an sein Rad bastelt....oh, oh.
Nun ja, das ist sicher alles etwas differenzierter. Aber ich glaube ja, dass tatsächlich ein ein Großteil der billigen Plastikfähnchen nicht hängen würde, hätte es die Umsonst-Beilage der HAZ nicht gegeben (och wenn sie mal da sind, zu Schade zum Wegschmeißen), oder die unwiderstehlichen Schnäppchen für zweifuffzich. Jetzt ist es ein Selbstläufer geworden, wir brauchen alle ein wenig Wir-Gefühl auf der geschundenen Seele. Zudem hat „mal wieder Flagge zeigen dürfen“ den Reiz des Neuen, Ex-“Verbotenen“ - ... mein Gott, dann macht man mal mit. Die anderen machen das ja auch, und man will ja keine Spaßbremse sein, ein wenig vergessen und nachdenken schon gar nicht. "Wir machen weiter" droht Bild nach der Niederlage. Und es ist doch so schön für die Kinder.
Labels: Hannover, Leben, Nationalismus, Subkultur
4 Comments:
Was das Schild auch sehr schön zeigt: man muss nicht Deutsch können, um deutsch zu denken. Ich glaube übrigens die Wohnungen auf dem Bunker sind B-Schein-Wohnungen, aber da kann ich mich auch täuschen.
Autsch - so genau hatte ich das gelesen - der ist mir erst jetzt aufgefallen. Und bei den Wohnungen bin ich nur nach dem optischen Anblick gegeangen - die sehen auf jedenfall sehr hübsch aus, da oben läßt sichs leben. Noch besser mit B-Schein...
das is aber gefährliches halbwissen, da kann ich keine gewähr für übernehmen ;)
Werde mich mal schlaumachen...ich weiß gar nicht, wie die ins Haus kommen. Durchs Deutschlandtürchen doch wohl nicht?
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