Die Stadt als Kino
Seit einem Tag in Brüssel. Und morgen geht es wieder weg. Da gibt es keine Zeit, die Stadt kennenzulernen. Obwohl sie mir jetzt schon gar nicht mehr so richtig fremd scheint - nur merkwürdig egal. Heute morgen in der EU-Verwaltung, was erstaunlicherweise sehr interessant war, zumindest ein Mensch, der für Medien zuständig ist, und eine Abgeordnete aus Celle (!), die sich vorrangig für Menschenrechte einsetzt.
Dann eine individuelle Stadtbesichtigung, die vom Justizpalast direkt in ein Viertel führte, dass sich offensichtlich im Umbruch befindet (wie ich später lernte, die Marollen, offenbar auch nicht ganz ungefährlich, wenn man liest Muslim Rioting und Drie lijken aangetroffen, auch wenn's nur den Schneidermeister samt Familie erwischt hat).
Noch viel Abgerocktes, romantisch anmutende Arbeiterhäuser, die bessere Zeiten gesehen haben, dazwischen Wohnsilos, aber auch schon wieder subkulturelle Läden, so im Niemandsland zwischen Verfall und Sanierung für die obere Mittelklasse, und junge, hippe Designerläden und renovierte Häuser. Migrantenkinder kickten auf der Straße, in einer Abgabestelle für vernachlässigte Tiere, die ich näher inspizieren wollte, stieß ich erschrocken auf Penner, die da schliefen. Drei anderen, laut krakeelenden von diesen Truppenteilen rollerte im Vollrausch eine Bierdose die abschüssige Pflastergasse weg. Sie waren nicht mehr in der Lage sich soweit körperlich zu koordinieren, ihr hinterherzulaufen - obwohl es offensichtlich ein herber Verlust war. Wie vieles andere habe ich das nicht fotografiert. Dafür lieber unbelebte Zeichen für die selben Symptome. Aber auch das Bezaubernde im Verfall (solange man nicht drin wohnen muß, I guess), wie die schönsten, kunsvollsten Graffities, die ich je gesehen habe.
Interessantes über die soziale Konstruktion und Entwicklung der Marollen im Brüsseler Stadtraum hier, zur Geschichte ab S. 17.
Labels: Brüssel, Die große weite Welt, Fotografie, Kunst, Migration, Städte, Subkultur
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