Donnerstag, September 20, 2007

Arschlöcher

Ich habe ja immer Verständnis dafür, dass Redakteur/innen überfordert sind. Die Marktlage ist schlecht, und sie werden von den Unmengen an Freien belagert, die irgendwas unterbringen wollen. Zudem stehen sie noch von den Verlagen bzw. Anstalten unter Druck, immer mehr in kürzerer Zeit zu machen. Aber dass das Leben als freier Mitarbeiter auch nicht grad ein Zuckerschlecken ist, zumal für zumeist sehr viel weniger Geld, mangelnder finanzieller Sicherheit und hohem Frustlevel hat sich zu den meisten rumgesprochen und sie versuchen es mit einem Mindestmaß an Höflichkeit. Ein copy-and-paste-Satz: "Sorry, nehmen Sie es nicht persönlich."

Gar nicht antworten ist auch unschön, aber leider auch nicht unüblich. Es gibt jedoch Sachen, da kriegt man Gewaltphantasien. Wenn man drei Wochen an einem Thema gesessen hat, dafür auf eigene Kosten im Ausland war und dann bekommt man 180 Euro Ausfallgeld - zudem wird man nicht informiert, dass doch kein Interesse besteht, so dass das Thema mittlerweile auch so unaktuell ist, das man es nicht mehr anders los wird.

Heute biete ich jemandem aktuelle, exklusive Fotos vom Europa Tourstart der Stars aus Kanada an, die ich gestern Nacht nach der Show noch aufgearbeitet habe. Für den Typ habe ich schon diverse Sachen gemacht, in der Hoffnung, das irgendwas mal klappt (was man man sonst machen)? Aber nie irgendwelchen Kikifax - immer was Besonderes (was natürlich relativ ist): eine aufwendige Fotoserie von der Pop-Up in Leipzig, ein Interview mit Neko Case (kannte er nicht, wollte er nicht kennen), Fotos von einem exklusiven Konzert von Howe Gelb. Immer hat er dann gesagt, er wäre ja so überfordert - er kenne die Band nicht und ehe er recherchiert, nimmt er lieber was zu einer Band, die er kennt. Oder das mit den Bildergalerien online wäre ja immer so aufwendig - aber vorher sagte er, das ich da ruhig mal was dazu machen könne, weil das Thema ja interessant wäre. Ich habe ihm die Fotos geschickt (3 Tage Arbeit) Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört. Erst später meinte er, die Fotos - und auch meine Texte - hätten ihm schon gefallen, aber es wäre eben alles zu viel.

Heute pupt er mich am Telefon an, dass es ja mit unserer Zusammenarbeit nie klappen würde. Deshalb nervt es ihn, wenn ich ihm weiter Sachen anbiete, egal was. Ich war völlig konsterniert, weil er eindeutig mir die Schuld daran zuwies: ''Und ich habe nicht die Zeit, mich immer wieder mit Sachen zu beschäftigen, die mir irgendwie beliebig erscheinen und aus denen am Ende nichts wird.'' *Ich* habe ihm die Sachen immer geschickt und er hat sich nie dahingehend geäußert, dass es ihm nicht gefällt, sondern im Gegenteil. Jetzt meint er, wir haben uns nicht "eingegrooved", aber mit anderen würde es ja klappen. Wenn ich Sachen nicht rechtzeitig abgegeben hätte, oder er gesagt hätte, er mag meinen Schreibstil nicht oder die Themen - bisher war das alles kein Problem. Dann soll er einfach ehrlich sein und sagen, er will keine neuen Mitarbeiter/innen oder keine Leute, die er nicht kennt und nicht das Exklusivinterview mit David Bowie bringen. Das hätte mir eine Menge Arbeit und jetzt fruchtlose Wut erspart.

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